Internet und World Wide Web verändern alle Bereiche der Gesellschaft. Einen spannenden Beitrag mit drei Thesen zum Thema Bildung und den Verschiebungen bzw. Verwerfungen der Begriffsdefinitionen von Information, Wissen und Bildung steuert der Konstanzer Philosoph und Emeritus Jürgen Mittelstraß bei. In seiner Rede auf der Konferenz „Zukünftiges Internet“ am 5./6. Juli 2011 in Berlin beschreibt er das Internet als Kulminationspunkt der gegenwärtigen, (r)evolutionären Veränderungen.
Kein Lebensbereich bleibt außen vor. Daher muss man, trotz oder wegen aller Netz-Euphorie der Digitaljünger, sich und anderen immer wieder vergegenwärtigen, dass Daten kein Wissen sind und nur der Wissende in der Lage ist, aus dem quantitativ steigenden Angebot sinnvoll und reflektiert zu selektieren. Sich nur in eine Bibliothek zu setzen und die Regale zu bestaunen reicht eben nicht, wenn man etwas lernen oder wissen möchte. Mit Verweis auf den Kognitionswissenschaftler Pöppel verdeutlicht Mittelstraß ergänzend, dass man sich durch Dauerkommunikation jeglicher Kreativität beraubt. In Frage steht damit auch beim Internet, wie bei jedem Einsatz von (Kommunikations-)Techniken, wie man diese Werkzeuge sinnvoll und verantwortlich einsetzt. Mit seinem unaufgeregten Text gelingt Mittelstraß die Rückbindung an die analoge Realität, verbunden mit der Forderung nach dem autonomen Subjekt. Denn da schließt sich der Kreis. Nur der Wissende und Reflektierende kann ein Informationsmedium wie das Internet selbstbestimmt nutzen.
Quellen:Mittelstraß, Jürgen [Leonardo-Welt, 2011]: Internet oder Schöne neue Leonardo-Welt, in: FAZ vom 25. Juli 2011, S. 7
Link zur Konferenzwebsite mit Download der Manuskripte und Videostreams der Redebeiträge.