Bei der derzeitigen Empörung über die „Datenschnüffelei“ im Netz, die sich mit den Programmen „Prism“ (USA) und „Tempora“ (GB) verbindet und vom deutschen Innenministerium in den nächsten Jahren um ein deutsches Pendant ergänzt wird (100 Mio. Euro wurden 2013 dafür bewilligt), kann nur die „Überraschung“ überraschen. Jeder, der sich mit der Entwicklung und der zunehmende Nutzung und Akzeptanz des World Wide Web befasst, weiß um die enge, in weiten Bereichen nur als symbiotisch zu beschreibenden Verflechtung von ziviler und militärischer Datenkontrolle und -auswertung.
Erstaunen kann allenfalls die Vollständigkeit des Abschöpfens von Daten. Man kann es bei Geheimdiensten als berufsbedingte Paranoia deuten, die glauben mögen, viel helfe viel. Erstaunen kann vielleicht noch, dass neben der seit den 1980er Jahren üblichen Wirtschaftsspionage zwischen „Freunden“ (Stichwort „Echelon“) auch die private Kommunikation in den Fokus der Geheimdienste geraten ist (jeder ist potentiell Terrorist) und durch Mustererkennung ausgewertet wird, wie man es bislang nur von Google und Facebook (zwecks Optimierung der Werbung) sicher wusste. Erstaunen mag weiterhin das zu beobachtende Desinteresse der Nutzer, die sich als (un)freiwillige Datenlieferanten mit ein paar kostenlosen Diensten abspeisen lassen.
Erstaunen muss vor diesem Hintergrund, dass immer noch propagiert wird, Schulen müssten ins Netz, Schüler sollten an Laptops oder Tablets arbeiten und ständig online sein, Lehrerinnen und Lehrer sollten mit ihren Klassen über Facebook kommunizieren, dort Hausaufgaben einstellen, korrigieren usw. – als wäre der Datentransfer der Schulen vom Missbrauch durch die professionellen Datensammler ausgenommen. Um das zu verstehen, muss man Prism, Tempora, Schulen ans Netz, Digitaltechniken in Schulen und eLearning-Produkte zusammendenken.
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