„Die Stunde der Propheten“ betitelte Martin Spiewak seinen Beitrag über die nächste „Schulrevolution“, diesmal im Gewand der Hirnforschung, auch wenn das mit Wissenschaft wenig zu tun habe (Quellen s.u.). Ulrich Schnabel ergänzt in der gleichen Ausgabe der ZEIT „Märchenhafte Versprechen.“ Die „Neurodidaktik verheiße den Transfer neurobiologischer Erkenntnisse in den Schulunterricht“, auch wenn diese Erkenntnisse den Pädagogen in der Praxis wenig nützten, wie Schnabel ergänzend anmerkt. Die Quintessenz beider Artikel: „Nichtsnutze Propheten erzählen Märchen“.
Zugleich sind diese Artikel ein Hinweis darauf, was passiert, wenn sich ein Begriff (vielmehr ein Kompositum wie „Neuro-“), mit dem sich beliebige Komposita (=Zusammensetzungen) erzeugen lassen, sowohl in den Wissenschaften wie im Mediendiskurs verselbständigt. Die Absicht ist klar: „Neuro-“ sichert Aufmerksamkeit, egal, was man anhängt. In Verbindung mit bunten Bildern von „Gehirnen bei der Arbeit“ lässt sich manches medienwirksam behaupten, was weder einer wissenschaftlichen noch einer auch nur journalistischen Recherche standhielte. Für Buchtitel, Vorträge, Talkshows aber reicht es und steht paradigmatisch für den Missbrauch eines Modebegriffs zur Selbstdarstellung.
Der ganze Artikel als PDF: Lankau: Neuro-Alarm und Neuro-Nonsens