Im Sommersymposium 2010 des Vereins Textile Kultur Haslach wurden Untersuchungen zur Gehirnaktivität von ProbandInnen beim textilen Arbeiten und die Veränderung kognitiver Leistungen durch das manuelle Werken untersucht. Dieses Jahr steht die Verbindung von „Gehirn und Hand“ aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Disziplinen im Mittelpunkt. Der folgende Beitrag zieht die Verbindungslinie zur Philosophie, schlägt die Rückbesinnung auf einen umfassenden Kognitionsbegriff mit bereits in der Antike benannten Wissensformen vor und leitet daraus konkrete Forderungen für das bildnerische Gestalten in Schulen und Ausbildungsstätten ab.
Die aktuelle Hirnforschung versucht, mit Magnetresonanztomographen und dem Scannen von Menschen in Aktion, mit „bildgebenden Verfahren“ und bunten Schaubildern aufzuzeigen, wie „das Denken funktioniert“. Denken im engeren Sinn ist schließlich an „das Gehirn“ oder „den Kopf“ gebunden. Es gibt allerdings deutlich mehr Formen des Denkens als das begriffliche und rationale, wenn man „Denken“ um das Vorstellungsvermögen erweitert und das räumliche, visuelle oder akustische Denken bzw. Vorstellen mit einbezieht. Wir „denken in Bildern“ und anderen, aus der Erfahrung abgeleiteten Anschauungen und Empfindungen. Begriffe wie Intuition, Imagination oder (visuelle, akustische, haptische) Phantasie, Vision und Assoziation weisen hier den Weg. Auch diese nicht-sprachlichen und nicht-rationalen Kognitionsformen sind mögliche Erkenntnisoptionen, wie zu zeigen sein wird.
Der Begriff der Kognition
Der Begriff der Kognition bedeutet ursprünglich Kennen und (Wieder)Erkennen. Damit umfasst Kognition alle Aspekte der Wahrnehmung bzw. der Verarbeitung sinnlicher (aisthetischer) Impulse und deren Bewusstwerdung. Das gilt für Gesehenes wie Geschmecktes, für Gehörtes wie Gefühltes oder Gerochenes oder kurz: Unser Zugang zur „Welt“ außer uns ist zunächst sinnlich. Der Begriff der Kognition bezeichnete daher ursprünglich alle Prozesse und Strukturen, die mit dem Wahrnehmen und Erkennen, mit dem Denken und Erinnern, aber auch mit dem Vorstellen, mit Gedächtnis, Lernen, Planen und sogar Wünschen zusammenhängen…
Der ganze Beitrag als PDF: Aristoteles im Magnetresonanztomographen (Haslach_2013)