16. Juni 2014
Was Bildungsplotiker in der Regel leugnen, lässt sich statistisch belegen. Eine noch unveröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass nicht nur die Anzahl der Abiturienten mit jedem Jahr steigen, sondern auch die Abiturnoten. Zentralabitur, ein neues Fach „besondere Lernleistung“ und eine neue Notendefinition helfen, so Ralf Treptow, stellvertretende Vorsitzende der Bundesdirektorenkonferenz Gymnasien. Oder Karikaturen, Beispiel Geschichte: “Dort könne eine Karikatur Inhalt der Prüfung sein, bewertet werde die Klausur dann so: Allein für die Erkenntnis, dass es sich um eine Karikatur handele, für die Beschreibung des Bildes, die Nennung des Zeichners und die Nennung des Erscheinungsdatums, die beide unter dem Bild stehen, erhalte ein Schüler schon 26 von hundert möglichen Punkten. Wenn er dann noch in korrektem Deutsch formuliere, erhalte er nochmals bis zu zwanzig Punkte – und habe damit mindestens eine Vier, selbst wenn die eigentliche analytische Leistung null war.” (zit. n. Hummel, FAZ) Oder Biologie: Hans Peter Klein, Professor für Didaktik der Biowissenschaften an der Uni Frankfurt, verglich mit Kollegen zwei Abituraufgaben aus dem Bereich der Ökologie aus den Jahren 2005 und 2010. Das Resultat: 2010 genüge Lesekompetenz für das Lösen der Aufgabe. Fachwissen wird 2010, anders als 2005, nicht mehr benötigt.
Es ginge, so exemplarisch Petra Stanat, Direktorin des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Berliner Humboldt-Universität, nicht mehr um “reines Wissen”, sondern um Kompetenzen, verstanden als “Wissen und Fähigkeiten, mit denen sie etwas anfangen könnten”. Schüler würden heute anders lernen.
So steigert man immerhin die Zahl von Abiturienten und Studierenden, die an die OECD gemeldet werden können.
Dazu die Beiträge in der FAZ und der WELT:
Abitur-Noten: Und plötzlich ist der Olli schlau
Die Abi-Noten werden immer besser – weil die Politik dran dreht. Doch die Schüler werden nicht gebildeter – im Gegenteil. (Katrin Hummel, 14.6.2014)
Studie: Super Abi, aber nichts dahinter
Sie haben bessere Noten – wissen aber weniger: Deutsche Abiturienten machen zwar häufiger ihren Abschluss mit 1,0. Aber einer noch unveröffentlichten Studie zufolge bekommen heute auch diejenigen einen Studienplatz, die dafür 2003 noch zu schlecht gewesen wären.
DIE WELT schreibt dazu: Abitur für alle!
Warum es immer leichter wird, im Abitur eine sehr gute Note zu bekommen. Thomas Vitzthum und Céline Lauer gehen einem bedenklichen Phänomen auf den Grund (15.06.2014, ,Seite 13):