Textfassung d. Vortrags in der Zukunftswerkstatt: Heartfields Erben (Buckow, 2014)
„Digital ist besser.“ postulierte Tim Renner, Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten des Landes Berlin, noch 2011, als wären die Fehlentwicklungen der Monopolisierung und Kontrolle nicht schon zu dem Zeitpunkt erkennbar gewesen. Sascha Lobo war enttäuscht, dass die Geheimdienste das Netz zum Sammeln personenbezogener Daten missbrauchen. Ach. Auf Euphorie folgt Ernüchterung, auf jede Hausse die Baisse. Gleiches gilt für die euphorisch begrüßten und bejubelten Digitaltechniken, die sich als Trojanisches Pferd erweisen.
Technologischen Totalitarismus nennt EU-Präsident Martin Schulz das, was amerikanische Monopole wie Apple, Amazon und Google u.a. nicht nur planen, sondern bereits einsetzen. Shoshanna Zuboff benennt als die drei Ziele der digitalen Entwicklung: „Automatisierung, Digitalisierung, Kontrolle“. (Zuboff‘sche Gesetze) Das ist nicht neu. Der Chef des Bundeskriminalamtes 1980, Horst Herold, formulierte in seinem Aufsatz „Polizeiliche Datenverarbeitung und Menschenrechte“ bereits 1980, um was es im Kern geht: „Möglichkeiten von Angriffen auf die Menschenwürde finden sich bereits in den Strukturen der Elektronik angelegt.“
Diese Möglichkeiten wurden und werden in vollem Umfang genutzt. 2014 ist das Jahr 01 nach den Enthüllungen von Edward Snowden. Müssen wir das Netz abschalten, offline gehen, analog arbeiten? Nein. Wir müssen allerdings IT und den Umgang mit Netzwerken, Apps und Diensten neu denken und alternative Strukturen aufbauen. Wir müssen, nach einer schonungslosen Bestandsaufnahme, auch für das Netz humane und demokratische Parameter festlegen. Nicht das technisch Mögliche, sondern das demokratisch Gewollte und zu Verantwortende muss Primat der Netzpolitik werden. Niemand behauptet, dass das einfach ist. Allerdings: Es ist zwingend notwendig, denn die „Alternative“ ist die Digitale Demokratur.
Der ganze Beitrag (27 S.) als PDF: Lankau: Heartfields_Erbe
Die Impulsvorträge als Videos: Heartfields Erben