MOOC als „Einzelläufer“, also ohne begleitende Präsenzveranstaltungen oder ohne die Einbindung in Blended Learning-Konzepte sind flächendeckend „massiv gescheitert“, wie eine Hamburger Wochenzeitung schon 2015 titelte.(1) Was sich stattdessen etabliert und bewährt, sind sogenannte SPOC, „Small and Private Online Courses“ mit begrenzter Teilnehmerzahl, mit verpflichtenden Präsenzzeiten (die in den USA oder Australien aufgrund der Entfernungen auch online über Skype o.ä. wahrgenommen werden können), mit Tutoren und Mentoren, für die bezahlt wird.
Es sind im Prinzip Konzepte, die man aus anderen Fernlehrszenarien wie FernUni Hagen oder der Open University in Großbritannien in der Erwachsenenbildung schon lange kennt, ergänzt um digital aufbereitetes Lehrmaterial und dem World Wide Web als Vertriebskanal.
In dieser Form, als Teil eines Blended Learning-Konzepts für Erwachsene können online-Kurse sehr hilfreich sein, wenn sie didaktisch gut aufgebaut und sinnvoll in den Kontext der Lehrveranstaltung eingebunden sind. Aber das gilt ja für analoge wie digitale Medien gleichermaßen.
Die Kriterien für digitale Lehrmedien sind die gleichen wie die für analoge Lehrmedien. Sie müssen didaktisch und fachlich gut aufgebaut sein und die Sachverhalte anschaulich und verständlich erklären. Das bedeutet, dass immer „die Sache“ im Mittelpunkt steht und bei der Produktion der Lehrmedien entschieden wird, was sich am besten als Text, was als Grafik oder Video vermittelt werden kann.
Didaktisch tragfähige Konzepte kombinieren z.B. Lehrvideos mit nachfolgenden Übungen bei denen selbst etwas geschrieben oder gezeichnet wird, weil der physische und körperliche Akt des Schreibens oder Skizzierens beim Lernen und Aneignen des Lernstoffs hilft.
Hilfreich sind zudem direktes Feedback von den Lehrenden, Tutoren oder Mentoren, denn Lernen ist immer auch ein sozialer und damit kommunikativer Akt. Zugleich kann man durch gezieltes Nachfragen Lernende dazu ermuntern, Sachverhalte mit eigenen Worten zu formulieren und sich dadurch auch sprachlich anzueignen. Aber auch hier sind die Methoden und Techniken des Lernens nicht an die technische Codierung der Lehrmedien, sondern an die Fachinhalte und den Lernprozess der Lernenden gebunden.
Ja, es gibt massive Datenschutzprobleme, wie übrigens bei allen Online-Angeboten. Big Data Mining oder Big Data Analyzing (neu heißt es „Data Sciences“, weil Big Data doch sehr an Big Brother erinnert) ist inkompatibel mit europäischen und deutschen Datenschutzrechten. Es ist die juristische Achillesferse aller Online-Angebote, weil personenbezogene Daten erhoben, ausgewertet und daraus Lern- und Persönlichkeitsprofile erstellt werden. Die Fachbegriff dafür sind psychometrische Vermessung des Menschen mit Kamera und Mikrofon und „learning analytics“.
Jede Handlung am Display bzw. Touchscreen wird aufgezeichnet und ausgewertet – und zwar nicht nur fachlichen Eingaben, sondern auch psychische und emotionale Aspekte wie Aufmerksamkeitsspannen, Stressresistenz, Belastbarkeit, Ausdauer u.v.m. Die Lernenden werden als intellektuelle und psychische Persönlichkeit vollständig transparent, ohne sich wehren zu können. Diese Profile, die die Lernenden selbst weder kennen noch beeinflussen können, bestimmen aber den weiteren Lebensweg, etwa die Wahl des Studiengangs, der aufgrund des Profils „vorgeschlagen“ wird oder weil z.B. Arbeitgeber anhand dieser Daten entscheiden, wen sie für was einstellen – oder auch nicht. Denn die viel beschworene „Transparenz“ gilt nur für die User, nicht aber für die Verwerter der Daten.